Einblicke in den Alltag eines Plexiglas-Bundeshauses...
Die Herbstsession in Bern, findet unter speziellen Auflagen und Umständen statt. Obwohl die Plexiglaswände an unseren Schreibtischen gewöhnungsbedürftig sind freuen sich alle, hier «zu Hause» tagen zu können und keine einfallslosen, kalten und abweisenden Ausstellungshallen mehr benutzen zu müssen.
Wie Sie wissen, sitzen wir im Nationalrat gut geschützt in kleinen Häuschen aus Plexiglas. Da ich als Stimmenzählerin in der Nähe der Präsidentin und zwischen zwei Rednerpulten sitze, laufen oft einige Kollegen in meine Plexiglas- Wände hinein. Das passiert ja bekanntlich auch den Vögeln, welche durchsichtige Glaswände nicht wahrnehmen können. Deshalb habe ich mit Bewilligung der Präsidentin einen roten Warn- Sticker auf meiner Seite angebracht: Vorsicht brennbar! Danach haben sich die Vorfälle ziemlich reduziert....
Alle Plätze im Nationalrat haben eine Nummer. Einmal schrieb mir eine Kollegin eine nette Nachricht per E-Mail und beendete diese mit einem Gruss aus der Kabine XY. Da meine Platznummer 5 ist, antwortete ich vergnügt: "Schöne Grüsse aus meiner Kabine - Nr. 5 lebt!" Eine kleine Anlehnung an den unvergesslichen Film, mit einem liebenswürdigen Roboter.
Wer im Nationalrat während der Session bis letzten Mittwochmittag eine Frage einreichte, kann am nächsten Montag die Antwort des Bundesrates oder des Bundeskanzlers entgegennehmen und auch gleich eine Nachfrage stellen.
Es ist mir zu Ohren gekommen, dass der Bundesrat trotzdem - entgegen der Empfehlung seiner "Task- Force" betr. einer Corona- Infektion - die Maskenpflicht im ÖV einführte. Ich wollte deshalb vom Bundesrat wissen: Warum akzeptierte er die Empfehlungen seiner hochkarätigen Experten nicht und wie hoch belaufen sich überhaupt die gesamten Kosten dieser "Task- Force", für die letztlich der Steuerzahler aufkommen muss? Auf die Antwort des Bundesrates bin ich gespannt...
Es sieht so aus, dass der Bundesrat bei den Corona- Massnahmen jetzt einfach seine Macht ausspielt, die ihm das Volk durch die Annahme des Epidemiengesetzes 2013 zugestanden hat. Sehr viele Menschen regen sich darüber auf und ich erhalte täglich Briefe und Mails. Doch müssen wir uns fragen: Wie habe ich damals abgestimmt? Ich sagte NEIN. Und Sie?
Veröffentlicht am 19.September 2020 in der LUZERNER ZEITUNG unter der Rubrik "Direkt aus Bern!"