Die Krux mit dem Wohneigentum...

Geschrieben von Yvette Estermann am 28.10.2016 @ 22:39:00 mit 375 Worten

Wenn Gespräche oder Beratungen in Sachen Wohneigentum laufen, tauchen vor mir Bilder aus der Jugendzeit auf. Ich hatte das Glück, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bratislava (damalige CSSR) aufzuwachsen.

Ich kannte dort keine Kinder, die nicht im eigenen Haus der Eltern lebten und aufwuchsen. Mietwohnungen gab es praktisch nur in den Städten! Sogar einige Roma-Familien, welche in unserem Dorf wohnten, hatten ein eigenes Haus. Vielleicht entsprachen diese Häuser nicht ganz dem „westlichen Standard“ oder waren z.B. nicht verputzt. Aber trotzdem war man stolz auf das eigene Dach über dem Kopf.

Es war selbstverständlich, dass eine erwachsene Person ein eigenes Haus baute. Jede freie Stunde wurde dazu genutzt. Man hat gebaut, renoviert und verschönert. Wohneigentum war wichtig: Das eigene Haus, die Burg... Bei einem Hausbau halfen dann alle Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder. Es gab darunter immer Maurer, Elektriker, Fliesenleger oder andere nützliche Handwerker. Und wer keinen Beruf in der Baubranche hatte half einfach dort, wo es nötig war.

Natürlich dauerte der Bau eines Hauses länger, bis es bezogen werden konnte. Dafür wurde aber vor allem mit Herzblut und Freude gearbeitet. Statt in die Ferien zu fahren half man anderen beim Hausbau. Ein so erbautes Eigenheim war sehr kostengünstig und ermöglichte auch jungen Menschen mit einem kleinen Geldbeutel ihren Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen.

Als ich in die Schweiz kam wunderte ich mich, hier ein „Volk von Mietern“ vorzufinden. In meiner Vorstellung erwartete ich viel mehr Hauseigentümer. Sicher spielen dabei u.a. die hohen Grundstücks- Wohnungs- und Eigenheimpreise eine grosse Rolle. Aber diejenigen, welche sich ein eigenes Heim in der Schweiz erarbeiten, werden dafür nicht belohnt, sondern mit dem Eigenmietwert bestraft. Für mich eine skurrile Situation!

Ich staune auch immer wieder, wie hier von gewissen Kreisen versucht wird, Wohneigentum zu erschweren oder gar zu verunmöglichen. Man will aber in der Schweiz nicht, dass Wohnen für alle immer teurerer oder sogar letztlich zum Luxus wird. Deshalb erteilte das Volk der Initiative „Grüne Wirtschaft“ eine deutliche Abfuhr.

Auch der Eigenmietwert ist beim Erwerb von Wohneigentum ein störendes Handicap. Aber nun werden am 10. November in Bern rund 100'000 Unterschriften für eine Petition eingereicht: „Eigenmietwert abschaffen“. Deshalb: Auf nach Bern! Wir treffen uns alle am 10. November um 10.00 Uhr auf dem Bundesplatz!

Veröffentlicht in der Zeitung des "SCHWEIZ. HAUSEIGENTÜMER-VERBANDES" Nr. 19

 

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